Grubenfahrt zum Herzen des Bergs
Wegen sinkender Weltmarktpreise und erhöhten Förderkosten musste der Betrieb des Bergwerks Gonzen am 2. Mai 1966 eingestellt werden. Mit dem Abgang der letzten Mineure und Knappen verstummten das Dröhnen der Kompressoren und Rattern der Bohrhämmer in Vild bei Sargans im Kanton St. Gallen. Das riesige Stollenlabyrinth, zahlreiche Werkzeuge und Maschinen blieben im Berg Gonzen zurück.
Das Eisenbergwerk Gonzen blieb daraufhin für lange Zeit still. Bis 1983 der Verein «Pro Gonzenbergwerk» gegründet wurde und damit Führungen in die stillgelegte Welt im Untergrund angeboten wurden. Bereits im ersten Halbjahr führte der Verein 3500 Interessierte zu den verlassenen Stollen und Abbaufeldern des Werks unter Tage.
2005 wurden im Eingangsbereich des Bergwerks unterirdische Hohlräume mittels Sprengungen geschaffen. In den Kavernen sollten später das heutige Restaurant Bergwerk, das Bergwerksmuseum sowie der Besucher-Bahnhof Platz finden. Rund 9200 Kubikmeter Fels wurden dabei ausgebrochen. Die Kosten beliefen sich auf 4,5 Millionen Franken.
Auch heute noch bietet der Verein vielseitige Rundgänge in die spannende Welt «Untertag». Eine Normalführung dauert etwa 2.5 Stunden. Zum Angebot gehören auch ganztägige und sogar zweitägige Führungen. Bei letzterer übernachten die Teilnehmer in einer Bunkeranlage der Schweizer Armee in der Nähe der ehemaligen Bergstation der Luftseilbahn in Naus auf 1’000 Meter über Meer.
Infrastruktur zum Teil unter Wasser
Unsere knapp 2-stündige Führung beginnt beim Stollen-Bahnhof im Eingangsbereich. Von dort aus geht es mit dem kleinen, ratternden «Gonzen-Express» rund zwei Kilometer in den Berg hinein zum früheren «Hauptbahnhof» der Arbeiter.
Dort erwarten uns erfahrene Stollenführer, die während rund zwei Stunden über die Arbeit der einstigen Bergwerker, deren Maschinen und Werkzeuge sowie über die Geschichte des Eisenbergwerks berichten. Lichtquellen hat es im unterirdischen Gebilde zwar genug, zur Atmosphäre tragen aber auch dunkle Stollen bei, aus denen lediglich leises Wasserplätschern zu hören ist. Daher sind gute, warme Kleidung wichtig.
Der Rundgang führt dabei durch das Stollengeflecht zu Galerien, Fahrungen, Bremsbergen, Silos und Gesenken. Besonders speziell: Unter dem Gebiet des Basisbahnhofs befinden sich eigentlich noch weitere Stollen, die jedoch unter Wasser stehen. Davon zeugt zum Beispiel eine Fahrung, deren Gleise ins kühle Nass führen und im Nichts zu verschwinden scheinen
116‘000 Tonnen Eisenerz gefördert
Rund 90 Kilometer umfasst das riesige Stollengeflecht heute im Eisenbergwerk Gonzen in Sargans SG. Die Geschichte des Werks reicht weit zurück: Der Erzabbau wurde bereits ab 200 v. Chr. nachgewiesen. Das Bergwerk selbst fand erstmals im Jahr 1396 urkundlich Erwähnung.
Nach mehreren Besitzerwechseln in der Geschichte des Werks wurde schliesslich 1919 die Eisenbergwerk Gonzen AG gegründet. 150 bis 180 Personen arbeiteten um 1920 im Werk. 22 Jahre später waren es doppelt so viele: 380 Bergarbeiter förderten damals bis zu 116‘000 Tonnen Eisenerz aus dem Gonzen. Gefördert wurden dabei Erze wie Hämatit, Magnetit und Hausmannit.
Zwischen 1919 und 1951 wurden die Erze noch mit einer Luftseilbahn zur Aufbereitungsanlage im Tal transportiert. Mit der Errichtung des Grundstollens wurde diese allerdings wieder rückgebaut. Bevor es letzteren und die Seilbahn gab, beförderten die Arbeiter das Erz noch unter Schwerstarbeit mittels Schlitten ins Tal. Davon und von weiteren spannenden Details erzählen die Stollenführerlive vor Ort. Ein Ausflug zum Herzen des Gonzen lohnt sich.
Ausgerüstet mit währschaften Kleidern, berggängigen Schuhen und mit den bergwerkseigenen gelben Helmen, bestiegen die Seniorinnen und Senioren am Bahnhof Gonzen, unmittelbar beim Eingang des Bergwerkes Gonzen in Sargans, den Stollenexpress, gezogen durch Babette 3, so heisst eine der drei Originallokomotiven. Die Fahrt durch den rund 1,8 km langen Stollen mit den zum Teil offenen Wagen war bereits ein erster Eindruck und Höhepunkt.
Die beiden Führer, Hans Eberle und Peter Meier, langjährige Mitglieder der Knappenvereinigung Gonzen-Bergwerk, informierten über die Eisenerzgewinnung, die bis ins Jahr 1966 voll in Betrieb war.
Die Teilnehmenden erlebten auf eindrückliche Weise die geheimnisvolle Welt der Knappen. Auf den Rundgängen vermittelten ihnen die beiden erfahrenen Stollenführer viel Wissenswertes über die Geschichte, Abbautechniken und wirtschaftliche Bedeutung des einstmals grössten Eisenbergwerks der Schweiz.
Die Wege führten je nach Marschtüchtigkeit der Teilnehmenden durch Galerien, Fahrungen, Bremsberge und Gesenke. Tiefe Silos, versteckte Winkel, immer wieder die verschiedenen Farben des imponierenden Erzlagers und die im Originalzustand belassenen Arbeitsstätten der Knappen.
Die total rund 90 Kilometer Stollen wurden durch unzählige Einsatzstunden der Knappenvereinigung wieder begehbar gemacht. Es werden nun Führungen von einer Dauer von 1,5 Stunden bis zu einer zweitägigen Bergtour mit Übernachtung im Berginnern des Gonzen angeboten. Der Bergstollen hat wirklich seinen besonderen Reiz.
Nach dem gut stündigen Aufenthalt ging es auf dem unebenen Gleis rüttelnd und polternd in Richtung Ausgang zum Bergwerkrestaurant.
Hinweis: Unser Aufenthalt wurde von Heidiland Tourismus unterstützt – Vielen Dank hierfür. Unsere Leser dürfen wie immer sicher sein, dass wir hier stets unsere Ansichten und Begeisterungen vertreten.